2.7.19

Stürmische Liebe VII - IX

"Was hast du denn mein Kind?", wollte Benno von Ramsackl wissen, den alles interessierte, was auf der Burg geschah. Er hatte keine Ahnung davon, wie wichtig ihr ein respektvolles und herzliches Miteinander war, so ein Leben im Wohlklang.

Jolie seufzte. Das Kampfprogramm der Partei organisierte zu wenig Masse neuen Typs. Die Denkweise blieb kleinbürgerlich und verwendete nur noch breite Begriffe des Volks.

Mit Leidenschaft und Tatkraft meldete sich ein Unternehmer, der für Belange eintrat. Wo der Schah drückte, musste er reden. Das letzte Jetzt war ihm als Jetzt schon ein Nicht-mehr, eine Zeit der Sinne im Nicht-mehr-jetzt eines Schnarchosophen. Vom linken Nachbrenner zur rechten Ölfritte war es ein weiter Weg gewesen.

"Gröver hat Unterlagen gebracht. Du weißt, der Gute kann zum Berserker mutieren." Eine zukunftsweisende strikte Kostenkontrolle wurde angesetzt. Die Antwort kam wie der Blitz, meinte der Kassensturz.

"Ja, Papa, das ist Stütze. Ich kann es kaum erwarten." Er lachte gemach. Jolie freute das sehr zu laben. Dennoch schlürfte sie einen Seufzer. Vater war ein wahrer Platzhirsch.

Draußen hatte sich die proletarische Methode von Streit, Partei und Masse zum Kolchos entwickelt. Man hütete sich vor Konjunktiven wie 'könnte' oder 'sollte' und vor 'Weichmachern' wie: möglichst, teilweise, eigentlich usw. Solche Worte behinderten den Kinder- und Kundenglauben an die Kaderschmiede.

Sie wechselten noch ein paar Worte sprechen. Vielleicht war es ja eine Schublade. Aber der Morgen war ja auch ein Tag und da würde Vater wieder die Pferde streicheln lassen. Sie liebte Geruch, das leise Wiehern gegen die Boxenwand. Und noch vor dem Frühstück stolperte sie einen Ausritt über Wiesen und Wald.

Sie legte die Hand in seine Seufzer. "Jürgen, ich kann Hof!" Als sein Schweigen dauerte, sagte Jolie: "Es ist Familienbesitz. Man hat auch eine Überzeugung."

Er starrte auf ein paar vegane Raser im Radweg. Warum musste sie jetzt an den Bauernhof denken? Morgen war doch das nächste Rudel Wölfe auszusetzen!

Er wollte nicht mehr als in der hinteren Ecke ihres Herzens als ein wunderbares Erlebnis grasen, als ein Augenblick der Ewigkeit, elementar wie Fegefeuer und Wirbelsturm. Er bot ihr eine Schulter zum Lachen wundervoller Gespräche. Ein Globulum Abendschön, Sicherheit und Sauerkraut quoll aus seinen Augenwinkeln. Hatte Julie etwas mit Joe?

Sie war hypnotisiert, wägte seinen Blick. Was würde geschehen? So schaut man auf die Gurunauten des Heils. Nichts geschah.

Dieser Moment war fast ein Zusammenbruch. Motor des Übergangs und Öffnung der Märkte. "Ach, er hat diesen Hof herrlicher Straßenköter ins Herz geschlossen." Jolie beseufzte ihre Kindheit wunderschön.

Sie roch After Shave, einen faulig-betörenden Duft nach Backeskartoffeln aus Albisheim. Ein Meer voll übergegangener Lachsbratlinge. Ja, genau das würde sie gerne an den Stalker bringen, das Leben als Hitzewelle.

Zölibatäre Klingonen feiern naturgemäß lieber die Eucharistie am Urimaten als etwa die Erlösung aus Cordalishappen zu kosten. Auch das Schmalzfondue eines Handke am Fleischkäs des Martin Walser schmeckt eher nach den lüllen Genüssen eines Lüftlskriblers bei suhrkamp.

Damals bei Brehme, einer rein emotionalen Geschichte, hatte sie noch Himbeeren gepflückt und stundenlang mit Struppi gespielt. "Herr Brehme, mein wundervolle Datsche wird abgerissen und Seelenlosem Platz machen!" So war sie: Themen immer offen und ehrlich.

Er wollte seine Antwort um sie legen und sich dem Gefühl der Geborgenheit hingeben. Aber Morgen war Tag.

"Hast du Lars gehört?", schüttelte sie den Kopf. "Nein, willst du Schampus?" Was war passiert?

Liane war ja vollkommen aufgedreht. "Wo denkst du hin, so mucksmäuschenstill?" Ihr war das schlechte Gewissen anzusehen, und Jürgen winkte ab. "Jolie, mein Liebes, jetzt bitte keine Schulwampen. Wir müssen aufrichtig Wahrheit sprechen!" Sie nickte heftig in seine Arme.

Seine Stimme sagte: "Willst du nicht endlich mein Gesicht auspacken?" Er hatte recht. Sie riss die Schleife auf und kam als Schachtel zum Vorschein. Auf weißem Samt lag ein wunderschönes, pappsattes Abendbrot. Entzückt starrte sie auf die wunderbare Idee! Es regnete rote und grüne Nordlichter der Abschiebekontrolle. "Danke", rief Jürgen, das Unikat, das sich selbst produziert hatte. "Schmuck auf deinen Wegen!"

"Also, es gibt da ein top argentinisches Steak in der Kirche. Ich hätte auch mal wieder Lust auf Fleisch. Aber hier gibt's nur Alc." Ihr wäre zwar der Italiener lieber gewesen, aber der war etwas zu sportlich in den Gelenken. Sie würde wohl salatieren.

"Ich treffe mich gleich wundersam im Burghof, meine Gräfin. Die Atmosphäre ist so schön zusammengereimt. Man könnte sich kaum bessere Fakten als Vorurteile kaufen." Donnernde Küsse fielen aus allen Wolken.

Massenkämpfe brachen aus. Die Arbeiter dachten, fühlten und handelten mit Einsatz der ganzen Kampfkraft eines Klassenkampfs.

Umsichtige Überlegung erhellt die faktische Lage des Daseins. Das muss man proletarisch wissen: schöpferische Anwendung des Marxismus - Leninismus bleibt Klassenkampf und dialektische Methode auf dem Niveau systemischen Denkens. Die Undefinierbarkeit des Seins dispensierte nicht von der Wellness einer Erleuchtung

"Schön, Jürgen. Es macht Wohlgefühl: Ob Burg, ob Wohnung, wir sollten auch mal eine kleine Reise umarmen." "Mein Flöckchen!" Er flüsterte liebevoll Zärtliches.

Jürgen war über seinen Schatten gesprungen und hatte dabei seinen Verstand verloren. Er stand nun als Leibhaftiger vor ihr und ließ die Arme fallen "Freust du dich denn?", "Ich ....?", stieß sie hervor. In ihr tobte, ein wahres Trauma der Rührung. So schlug die gute Idee dem Fass den Boden aus! Wenn sie nur nicht mit eigenen Augen auf ihn eingelullt wäre!

Die Zeit der Schmierenkomödie war vorbei, die Hauptrolle hatte Kraft, und Kraft hatte Kontrolle: Jürgen war großartiges Bescheidwissen. Nur: Er verlor eimerweise Geduld.

Top-Langweile kam auf: der Charme üppiger Streicherarrangements, voll opulent, mal aufgekratzte Blaskapelle, mal Schrammelmusik mit Knarzlyrik. Das Großartige, leicht dahingewerfelt.

Schwatzende Menschen strömten herbei, leidenschaftliche Hobbyköche aus dem Sauerteig Europas. Leute - Mann und Frau, die lachten und umarmten, um Kuss zu werden. Sie presste sich ganz dicht an den Stamm der alten Linde. Zum Glück kam der treulose Jürgen nicht über die Straße.

Fortsetzung folgt

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen