2.7.19

Stürmische Liebe Schluss

Sie glaubte, nicht wahr zu sein! "Heiliger Bernhard" murmelte sie und versuchte ein Lächeln auf den sturzbesoffenen Arzttermin. Steak, Sekt?! Immerfort an ihn zu denken war doch auch öde.

Sie fühlte glücklichen Tatendrang auf diesen wundervollen Erben. Außerdem durfte sie nichts denken. Das wäre Abwertung, zahnlose Liebe.

"Also schön, Süße. Wir treffen uns gleich um die Ecke." Es machte Klick und sie meldete sich.

Niemand beantwortete die Leitung. Sie merkte, wie stürmische Angst sich ausbreitete. Den Erlebnis-Stalker hatte sie als Begierde in Hartz IV erlebt. Und wieder machte es Klick.

"Leben, was ist das?", erkundigte sich die Besorgnis. "Geht's gut?" Sie wollte nicht auf Turn und Taxi schnackseln. Er hatte sich ja vermählt.

Einzelkämpfe müssen eben entwickelt werden. Auf zur Massensolidarität! Streiks erhellen, proletarische Denkweise muss arbeiten. Das ist schöpferische Anwendung des Marxismus- Leninismus auf die Undefinierbarkeit des Seins. Ein solches Verhalten passte zu ihr.

Jolie strich um das Lügengebäude. Nicht die Begegnung, nein, die massive Umarmung, der liebevolle Kuss schmachteten die Schmach. Wenn der Mann nicht ausgerechnet Jürgen gewesen wäre, ihr Jürgen!

Das Geschäft als fette Provision war gelaufen,. Sie nickte. "Ich möchte mich nie mehr befleißigen." Mühe war ein Fehlkauf.

"Ja, ich bin ganz herzlich bedanken, mein Lieber. Es freut mich an jemandem wie Dir, der alles einwirft, was er kriegen kann!". Da lachte der Unterschied, fröhlich wie ein Busfahrer auf Verspätung.

Jolie stimmte ein in die große Kränkung des Menschheit, ganz augenzwinkernde condition humaine. "Also gut, mein Retter, der Pferde lacht, umarmt und küsst."

"Nichts lieber als das", sagte.er in ihre Arme. "Habe ich Dir heute schon gesagt, dass ich liebe?", wollte er immer und immer wieder wissen. Ganz Musik und Tanz am Liebeswurz. Das Leben war schön. Sie hätte die ganze Welt können, weil sie jede Schrecksekunde genießen würde.

Dann aber überkam sie, was los war. Sie musste kichern wie das heulende Elend. Ihr Gesicht fiel um den Hals und rief: "Jetzt wird alles gut!"

Was wollte sie damit sagen? Die eigene Phantasie boykottieren? Ein Alptraum!

Abendschön war schlichtweg nicht geil auf all die tollen Neuerungen. Er könnte im Mittelfingerformat zum Beispiel Bücher lesen und simultan ein mathematisches Problem entschlüsseln. Aber sie wollte gerade ihn ignorieren.

Sie geriet in ein inneres Schweigen. Seine Stimme krächzte: "Jolie, ich muss mit Dir über die Ringe reden." Eine Stimme aus seelischer Not, als Tornado in der Kehle nach Luft schnappend. Sie fand das abschreckend, diesen Jodler des Backen schnackenden Spießers: "Die Madln tragen hier Dirndl, die Buam Lederhosen. Hier ist die Welt noch in Ordnung. " Der Schnulz vom Berg. Es war - ein Graus!

Sie musste reisen. Ja, das wünschte sie sich doch schon so lange. "Jürgen!", sagte sie mit Sack und Pack ins Thema. "Nicht böse sein. Aber in der Narzisstenklause geschehen Dinge. Muss ich mir Sorgen machen?" -

Ganz gewiss war er schon jetzt törichte Eifersuchten, schuldete Infrastruktur und Heimatliebe. Sie strich das glatt: Jürgen und diese Künstlerin mussten den Laden auf jeden Fall unbedingten. Wenn wirklich alle Unikate Zeit waren, musste man den Raum eben mit Händen greifen.

Wollte Arbeit denn nicht arbeiten, Wundervolles sich nicht einstellen? Sie hatte richtig schlechte Träume. Hatte den jungen Arzt, diese vergoldete Walsertrommel, konsequent vergessen. Aber da war das Ticket mit der Reisetasche!

Nun: Normen und Werte prägen. Sie dachte an das abendschöne Leuchten über dem Silbersee der Seniorenbärte.

Wüsste man nicht, dass Piloten rundum glücklich machen, würde man Liebeskummer kurzerhand verlassen. Aber selbst dann würde man herzlich gern um exquisites Christen- und Chaotentum schwirren. Jugend ist nun einmal Kraft und Perspektive, Knall und Fall.

Die Partei organisierte nun ihre Alten als rebellische Masse. Ein narzißtisch-leninistischer Lottogewinn ermöglichte die Produktion der Rentnermisere im sozialistischen Akkord. Vetternwirtschaft, Filz und Strukturen riefen erfolgreich nach soft Skills.

Der Flieger hob ab. Man ging Ramsackl.         13.5.19

Stürmische Liebe VII - IX

"Was hast du denn mein Kind?", wollte Benno von Ramsackl wissen, den alles interessierte, was auf der Burg geschah. Er hatte keine Ahnung davon, wie wichtig ihr ein respektvolles und herzliches Miteinander war, so ein Leben im Wohlklang.

Jolie seufzte. Das Kampfprogramm der Partei organisierte zu wenig Masse neuen Typs. Die Denkweise blieb kleinbürgerlich und verwendete nur noch breite Begriffe des Volks.

Mit Leidenschaft und Tatkraft meldete sich ein Unternehmer, der für Belange eintrat. Wo der Schah drückte, musste er reden. Das letzte Jetzt war ihm als Jetzt schon ein Nicht-mehr, eine Zeit der Sinne im Nicht-mehr-jetzt eines Schnarchosophen. Vom linken Nachbrenner zur rechten Ölfritte war es ein weiter Weg gewesen.

"Gröver hat Unterlagen gebracht. Du weißt, der Gute kann zum Berserker mutieren." Eine zukunftsweisende strikte Kostenkontrolle wurde angesetzt. Die Antwort kam wie der Blitz, meinte der Kassensturz.

"Ja, Papa, das ist Stütze. Ich kann es kaum erwarten." Er lachte gemach. Jolie freute das sehr zu laben. Dennoch schlürfte sie einen Seufzer. Vater war ein wahrer Platzhirsch.

Draußen hatte sich die proletarische Methode von Streit, Partei und Masse zum Kolchos entwickelt. Man hütete sich vor Konjunktiven wie 'könnte' oder 'sollte' und vor 'Weichmachern' wie: möglichst, teilweise, eigentlich usw. Solche Worte behinderten den Kinder- und Kundenglauben an die Kaderschmiede.

Sie wechselten noch ein paar Worte sprechen. Vielleicht war es ja eine Schublade. Aber der Morgen war ja auch ein Tag und da würde Vater wieder die Pferde streicheln lassen. Sie liebte Geruch, das leise Wiehern gegen die Boxenwand. Und noch vor dem Frühstück stolperte sie einen Ausritt über Wiesen und Wald.

Sie legte die Hand in seine Seufzer. "Jürgen, ich kann Hof!" Als sein Schweigen dauerte, sagte Jolie: "Es ist Familienbesitz. Man hat auch eine Überzeugung."

Er starrte auf ein paar vegane Raser im Radweg. Warum musste sie jetzt an den Bauernhof denken? Morgen war doch das nächste Rudel Wölfe auszusetzen!

Er wollte nicht mehr als in der hinteren Ecke ihres Herzens als ein wunderbares Erlebnis grasen, als ein Augenblick der Ewigkeit, elementar wie Fegefeuer und Wirbelsturm. Er bot ihr eine Schulter zum Lachen wundervoller Gespräche. Ein Globulum Abendschön, Sicherheit und Sauerkraut quoll aus seinen Augenwinkeln. Hatte Julie etwas mit Joe?

Sie war hypnotisiert, wägte seinen Blick. Was würde geschehen? So schaut man auf die Gurunauten des Heils. Nichts geschah.

Dieser Moment war fast ein Zusammenbruch. Motor des Übergangs und Öffnung der Märkte. "Ach, er hat diesen Hof herrlicher Straßenköter ins Herz geschlossen." Jolie beseufzte ihre Kindheit wunderschön.

Sie roch After Shave, einen faulig-betörenden Duft nach Backeskartoffeln aus Albisheim. Ein Meer voll übergegangener Lachsbratlinge. Ja, genau das würde sie gerne an den Stalker bringen, das Leben als Hitzewelle.

Zölibatäre Klingonen feiern naturgemäß lieber die Eucharistie am Urimaten als etwa die Erlösung aus Cordalishappen zu kosten. Auch das Schmalzfondue eines Handke am Fleischkäs des Martin Walser schmeckt eher nach den lüllen Genüssen eines Lüftlskriblers bei suhrkamp.

Damals bei Brehme, einer rein emotionalen Geschichte, hatte sie noch Himbeeren gepflückt und stundenlang mit Struppi gespielt. "Herr Brehme, mein wundervolle Datsche wird abgerissen und Seelenlosem Platz machen!" So war sie: Themen immer offen und ehrlich.

Er wollte seine Antwort um sie legen und sich dem Gefühl der Geborgenheit hingeben. Aber Morgen war Tag.

"Hast du Lars gehört?", schüttelte sie den Kopf. "Nein, willst du Schampus?" Was war passiert?

Liane war ja vollkommen aufgedreht. "Wo denkst du hin, so mucksmäuschenstill?" Ihr war das schlechte Gewissen anzusehen, und Jürgen winkte ab. "Jolie, mein Liebes, jetzt bitte keine Schulwampen. Wir müssen aufrichtig Wahrheit sprechen!" Sie nickte heftig in seine Arme.

Seine Stimme sagte: "Willst du nicht endlich mein Gesicht auspacken?" Er hatte recht. Sie riss die Schleife auf und kam als Schachtel zum Vorschein. Auf weißem Samt lag ein wunderschönes, pappsattes Abendbrot. Entzückt starrte sie auf die wunderbare Idee! Es regnete rote und grüne Nordlichter der Abschiebekontrolle. "Danke", rief Jürgen, das Unikat, das sich selbst produziert hatte. "Schmuck auf deinen Wegen!"

"Also, es gibt da ein top argentinisches Steak in der Kirche. Ich hätte auch mal wieder Lust auf Fleisch. Aber hier gibt's nur Alc." Ihr wäre zwar der Italiener lieber gewesen, aber der war etwas zu sportlich in den Gelenken. Sie würde wohl salatieren.

"Ich treffe mich gleich wundersam im Burghof, meine Gräfin. Die Atmosphäre ist so schön zusammengereimt. Man könnte sich kaum bessere Fakten als Vorurteile kaufen." Donnernde Küsse fielen aus allen Wolken.

Massenkämpfe brachen aus. Die Arbeiter dachten, fühlten und handelten mit Einsatz der ganzen Kampfkraft eines Klassenkampfs.

Umsichtige Überlegung erhellt die faktische Lage des Daseins. Das muss man proletarisch wissen: schöpferische Anwendung des Marxismus - Leninismus bleibt Klassenkampf und dialektische Methode auf dem Niveau systemischen Denkens. Die Undefinierbarkeit des Seins dispensierte nicht von der Wellness einer Erleuchtung

"Schön, Jürgen. Es macht Wohlgefühl: Ob Burg, ob Wohnung, wir sollten auch mal eine kleine Reise umarmen." "Mein Flöckchen!" Er flüsterte liebevoll Zärtliches.

Jürgen war über seinen Schatten gesprungen und hatte dabei seinen Verstand verloren. Er stand nun als Leibhaftiger vor ihr und ließ die Arme fallen "Freust du dich denn?", "Ich ....?", stieß sie hervor. In ihr tobte, ein wahres Trauma der Rührung. So schlug die gute Idee dem Fass den Boden aus! Wenn sie nur nicht mit eigenen Augen auf ihn eingelullt wäre!

Die Zeit der Schmierenkomödie war vorbei, die Hauptrolle hatte Kraft, und Kraft hatte Kontrolle: Jürgen war großartiges Bescheidwissen. Nur: Er verlor eimerweise Geduld.

Top-Langweile kam auf: der Charme üppiger Streicherarrangements, voll opulent, mal aufgekratzte Blaskapelle, mal Schrammelmusik mit Knarzlyrik. Das Großartige, leicht dahingewerfelt.

Schwatzende Menschen strömten herbei, leidenschaftliche Hobbyköche aus dem Sauerteig Europas. Leute - Mann und Frau, die lachten und umarmten, um Kuss zu werden. Sie presste sich ganz dicht an den Stamm der alten Linde. Zum Glück kam der treulose Jürgen nicht über die Straße.

Fortsetzung folgt