Erster Tag in Bosnien Herzegowina
Zwei junge Damen aus GB und Serbien teilen mit uns die
Taxikosten vom Flughafen in die City. In Bihac seien die üblichen unglaublichen
Zustände in großen Flüchtlings Lagern. Wie es denn in D sei? Unter dem Eindruck
der letzten krassen Aktion des Holzmichels erkläre ich, daß ich schwarz sehe.
Dieser Orban mit Trump-Allüren wollte selbst Kaiser werden und sei ohne Gnade.
Sie gehen ins rb&b, wir in ein kleines Hotel nahe Marktplatz. Es scheint
sehr sehr viele da-von zu geben.
Als wir gegenüber einer alten bosnischen Stuttgarterin wie
gegenüber diesem älteren Herrn im Taxi erklären, wir wollten auch nach Tuzla
und Banja Luka, sind sie keineswegs böse auf Interesse auch an serbischen
Orten, sondern zeigen Freude für Interesse am Land überhaupt.
Man spricht Englisch. Kleine Häuschen in der Altstadt, in
denen noch improvisiert angeboten und verkauft wird. Aber selbstverständlich
auch mit Karte. Freundli-ches Klima. Die Straße nahe am alten Zentrum
aufge-wühlte Bürgersteige, glatte Straßen. Erinnert etwas an Neapel. Noch nicht
touristisch auflackiert. Aber Müll! Vor allem Plastik quillt aus Tonnen. Die
nächste Auf-gabe für eine busy (bizi) Stadt. Unaufhörlicher Auto-verkehr
verkündet Hoffnung auf die Zukunft bei großer Armut. Monatseinkommen bei rund
300 Euro. Die Verwandten schicken Geld. Die Touristen kommen.
Noch hat das Großzügig von Nachkriegsverwaltungen des
"Weg-damit" im alten Viertel nicht Einzug gehal-ten. Ich esse ein
süßes Dreieck, das neben Zucker noch etwas Masse enthält. Der Zuckerbäcker sagt
"Halva".
Das Wetter am ersten Tag: tröpfelnder Nieselregen und
dunkel, angenehm. Erinnert an Kosovo 2001, aber wärmer - auch im Interesse.
*
Reise nach Bosnien, Sarajewo
Dies sind keine Wahrheiten, sondern Meinungen auf-grund
eigener Beobachtungen.
War memorial 1, Brunnen der im Krieg getöteten Kin-der.
Fußabdrücke, Namen, Stelen, der Vater, der sei-nem Kind zuruft, es solle sich
ergeben, es geschehe ihm schon nichts, und der Jahre später mit ihm aus einem
Massengrab geborgen wird. Was quatscht dieser Handke noch? Und was hat diese
deutsche Literatin außer Soldaten, seltsamen Bekanntschaften ohne Menschenbezug
und ihrem Hund gesehen?
Ich schäme mich noch im Nachhinein, wie kalt wir in den
Behörden mit dem "Strom" der Kriegsflüchtlinge umgingen! Ein
Landkreis leitete sie weiter zum nächs-ten.
Dieser Krieg war unnötig. Die Städte vertragen sich, die
Staaten erschlagen im Namen der Dörfer und nach den Tattoos der Weltbilder. Und
die Dummköpfe und Haßprediger, von dumpfen Intellektuellen aus Büro und Zelle
aufgepeitscht, erledigen den jeweiligen
Massenmord. Angst vor Verlust von Herrschaft, manchmal aber auch die gierige
Hoffnung darauf.
War memorial 2 am Berg in Sarajewo die Gräber der
Ermordeten.
*
Aspekt Flucht: Juden flüchteten aus Spanien, wurden von
Türken nach Sarajewo weitergeschoben,
lebten im 19. Jahrhundert noch als "Spanniolen" dort. Bogumilen aus
Bulgarien geflüchtet wurden von Bosniern aufgenommen.
*
Der Haß kommt aus den Dörfern, wo er sich mit der Angst vor
Veränderung paarte. Und aus den der Not überlassenen Straßen der Städte. Die
ihn schürenden Intellektuellen treiben von ihren einsamen Almtoiletten aus das
Spiel der Menschenfurcht an. Auch sie, ent-täuscht vom sinkenden oder nie erworbenen
Ruhm, fürchten den Menschen und suchen ihn als Hofhund zu halten.- Russischer
Trainer über seinen brasilianischen Spieler.
Jahrzehnte habe ich die "Abwanderung" der
Hilfebe-dürftigen aus den reinlichen Dörfern in die Stadt erlebt. Auch sie
wurden von dem in Ablehnung gewendeten Wir der Gemeinschaft der
Unbeeinträchtigten vertrie-ben. Jetzt ist die Zeit der Holzmichel und der
tönenden Stammtischführer angebrochen. Jeder Trump kann Präsident werden, wenn
er nur laut genug auf die Ver-nunft schimpft und grob genug die Menschlichkeit
zurückstößt.
Der jugoslawische Krieg hat - wie die rücksichtslose Gier in
den reichen Staaten - die betroffenen Regionen in Dörfer verwandelt, die
Staaten in Wohlstandsgebie-te, deren Schutzzaun gegen die Ausgesperrten immer
enger gezogen wird. Der Angst hinter dem Bauzaun antwortet eine steigende Flut
des Hasses vor ihm. Der neue Führer rekrutiert die Hooligans des Rap.
Der Optimist in mir glaubt aber: so lange es Romeo und Julia
über die Zäune des Wir hinweg gibt, kann
auch Vernunft wieder die Augen für das Du öffnen, ohne das es Republik und
Frieden nicht gibt.
*
Am Bahnhof in Sarajewo versprengte jugendliche Flüchtlinge,
die nicht weiter können und zum Teil in Depression versunken warten. Daneben
der Zaun der Amerikanischen Botschaft als Mahnmal der Unbarm-herzigkeit gegen
versprengte Kinder.
*
Bosnien-Herzegowina 2018 II
Die Holländer verteidigten nicht sich, ihr Land oder
sonstige übergeordnete Werte. Die Angst vor den Ser-ben wurde nicht von der
Angst oder Wut um einen wichtigen Wert verdrängt. (Im Krieg gibt es keinen Mut,
nur große und größere Angst). Die Serben hatten Angst und Wut um Verlust von
Stärke. Die Holländer nur die um - Menschen. Diese Angst ist offensichtlich zu
schwach gewesen.
Die internationale Gemeinschaft sollte dies bei ihren
Einsätzen bedenken. Das Bekenntnis zu dem höheren Wert Menschenleben allein
genügt nicht. Das Herz muß bereit sein. Besser als Erziehung zur Beherztheit
auch zum Menschen, mit dem ich nichts gemein habe als diesen Umstand, -betrifft
ja jedes verantwortliche Handeln gegenüber Fremden- ist wohl bei der Auswahl
der Truppen auf irgendeine andere weitere Art der Verbindlichkeit zu schauen.
Laut einem Denkmal in Tuzla hatten die pakistanischen Helfer eine solche.
Bis wir daran glauben, daß auch der, die Fremde dazu gehört - im Herzen - sollten wir
uns auf eine weitere Weise Stärke holen, wenn wir uns für andere einsetzen. Der
"christliche", "westliche" oder "demokratische"
Hintergrund jedenfalls reichte nicht. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis ein
Bosnier einen Holländer erträgt.
Ich halte die Holländer für eine mutige und freie Nati-on.
Bisher für mutiger und freier als die Deutschen. Aber seit Srebrenitza sind sie
in den Augen der Fa-schisten der Welt und ihrer Opfer- feige. Sie stehen neben der Unberechenbarkeit und
Unzuverlässigkeit der USA für den
Westen.
Zeit, nachzudenken.
*
Tuzla, zur Hauptsache regionale Touristen. Erinnert mich an
alte Städte an der Rhone. Die Armut und hier die Hoffnung, dort die
Hilflosigkeit.
Schrecklicher Balkanpop. Unseres wird nicht besser in den
Ohren der Interessierten klingen. Wie wohl das Forum Romanum quietschte und
dröhnte? Oder der Platz vor der berühmten Moschee an der Seidenstraße?
*
Die Gesellschaft ist etwas zurück in der Zeit: Du darfst im
Lokal rauchen, die Hunde im Park ohne Beutel ausführen, Du darfst mit dem Auto
durch die Fußgän-gerzone (außer durch den Sonntags extra abgesperrten Bereich),
die Mädchen im Schleier gehen noch mit Anstandsdame in den Park, die anderen
warten sehn-süchtig im Eiscafe auf Nonmachos oder James Dean. Kaffee 1 Euro.
Aber überall Fußball im TV.
*
In Sarajewo hatte ich das Gefühl, daß die Italiener,
Griechen und Türken auf Investition sind. Hier in Tuz-la höre ich von
Interessen aus Pakistan. Touristen kommen auch aus Bahrain.
*
Es gibt Bänke. Man versteht, daß sich nicht jeder den teuren
Kaffee im Park leisten will. Das ärmer machen-de Deutschland sollte sich auch
einmal Gedanken um Bänke fürs Volk machen statt um Banken des Erfolgs.
Auf der Fahrt nach Tuzla: schwarze Ratten auf Motor-rädern
halten ein Hotel besetzt. In Bosnien liegt der Gedanke an Hassprediger,
Janitscharen, Tschetniks, SS, Orks des Karadzic pp nicht weit.
-Armut: Der Du die Armut nicht siehst, Du wirst Wun-derbares
sehen. Der Du die Armut siehst, Du wirst dem Wunder (wieder) begegnen.-
Sovjetautomatik: Zum Bus gehts durch eine automati-sche
Kontrolle: die Fahrkarte mit dem Code wird über den Leser gezogen. Man traut
dem wohl nicht so ganz: ein Kontrolleur nimmt die Karte in die Hand und zieht
sie an Deiner Stelle über das Lesegerät.
*
Banja Luka 2 Seiten
... "Und trotz aller Hinrichtungen erhob sich der
trotzige bosnische Adel 1849 wieder, er wollte nie den Christen die
Gleichberechtigung zugestehen. Omer Pascha —— der einst als österreichischer
flüchtiger Militarfeldwebel in Banjaluka zum Islam übergetreten war —— schlug
den Aufstand mit unerbittlicher Strenge nieder und auch in Banjaluka flogen die
Häupter von den Rümpfcn. Es ist ein seltsames Zeichen, dass einst gerade an den
österreichischungarischen Grenzen die Mohammedaner am fanatischesten waren.
Šamac, Brčka, Kostajnica und Banjaluka sind die besten Bei-spiele hierfür. Und
am l4. August 1878 legte die Banjalukaner Bevölkerung die letzte Probe ihres
alten aufrührerischen Geistes ab. . . . " Renner, Wanderungen durch
Bosnien und Herzegowina 1896 (Google-Book).
*
Auch hier sollen vor dem ersten Weltkrieg nach Renner (1896)
deutsche Familien angesiedelt gewesen sein, auch "Wälschtiroler",
Ungarn und Italiener. .." Sag mir, wo die Blumen sind. Was ist
geschehn?"
Wie in Deutschland: keine Spur von Opfern, aber Mo-scheen.
Keine Kopftücher, im Museum kein Wort, die Denkmale scheinen auch nur serbisch
zu denken.
Mein Vater wurde aus S vertrieben, die Bosnier aus Banja
Luka, ihrer jahrhundertealten Heimat. Serben, aus dem Osten vertrieben, wurden
hier angesiedelt wie Ostpolen in Wroclaw.
Russennazis auf Seiten der serbischen Imperialisten,
Neonazis auf Seiten der Kroaten und Muslime, auch Mudschaheddin sollen
Verbrechen begangen haben. Und es wäre seltsam, hätten Bosniaken sich besonders
zurückgehalten.
Die Vertreibungsindustrie und der Massenmord waren aber
Sache der von Handke und Co verehrten Serben-führer. Die Frage an den Vater ist
in Banja Luka doch: Was hast Du gemacht - mit und in Deiner Einheit?
Die Hoffnung ist - und das auf allen Seiten- mit einer
Jugend, die den Haß nicht mehr hören kann...
*
Jajce Gedenken: links, weiß die bosnischen Gefalle-nen,
rechts, schwarz die kroatischen...
Aber auch Tourismus en masse: Vom goldenen Berg die
Sonnenschirme weltweiter Brauerei, darunter Pop von Laut und Maul von Trump.
Die Freiheit torkelt von Event zu Event.
Die EU sollte sich weniger um die Renovierung von
Verwaltungsgebäuden, mehr um den ÖPNV kümmern! Fahrpläne, Autobusse, die Bahn!
Busverspätungen wie die ICs der DB!
*
Nachteil des Alters: Ich sehe fast nur noch Menschen, die
mich an andere erinnern. Kann selten auch ein Vorteil sein.
Mostar
Orthopädisch versorgte Rentner, Museum von Krieg und Genozid
in Mostar. Das erste Ausstellungsstück: zur Fessel gebogener rostiger Draht.
Danach eine zer-brochene Uhr. Das Foto einer Frau mit verbranntem Haar, als
einzige aus einem brennenden Haus voll von Frauen und Kindern, die von Soldaten
hineingetrieben worden waren, entkommen. Visegrad, serbische SS.
In Deutschland feiern Projektionen des Islampanikers
Houellebecq Erfolge unter wieder erstarkenden Halbin-tellektuellen und
Genießern. Er könnte mit Handke zusammen die Serben - Fraktion zum Brexit
Europas aus der Republik gründen. Ein Problemheidegger, auch der
Sprachattitude.
Aber dieses paar Kinderschuhe unter einem aus einem
Massengrab geborgenen Körperchen sagt mehr.
*
"Alle gaben einiges, Einige Alles", ein schöner
Spruch auf Helden. Ein Gefangener gibt dem anderen sein zweites paar
Unterhosen, das ihn gegen die Schläge der Sadisten etwas schützte. Um jenem
nach Monaten der Gefangenschaft die Ergreifung der ersten Gelegenheit zum Baden
zu ermöglichen.
Ist das nicht mehr als "Alles"?! Wie oft zeigen
sich Helden doch als problematisch: Che, Lenin, Trotzki, Cohumeini, Savonarola...
*
Ein Bettler, war er nicht schon im Bürgerkrieg
"nutzlo-ser Teil der Gemeinschaft" ? Die Nichthelden, die gegen die
Orks von jeder Seite kämpfen, gegen Serben-SA, Mudschaheddin, Neonazis hatten
nicht einen Gedanken daran. Sagt die Hoffnung...
*
Autobusca Stacie
Auf einer Autobusstation in BiH steht ein junger Mann in
zerschlissener Kleidung. Er ruft in die Bäume des Parks, hinauf in den Himmel,
während er sich rhyth-misch vor und zurück wiegt. Es könnte ein Gebet sein,
eine Sure. Ich verstehe die bosnische Sprache nicht. Die Passagiere lassen es
sich nicht verdrießen und lachen nur selten in sich hinein. Keiner meint, er
müsse hier regulierend eingreifen.
In der Fußgängerzone Sarajewo singt durchdringend und
monoton ein etwa sechs Jahre altes Roma-Mädchen etwas von Mama oder Baby pp. Es
hält ein Kätzchen im Arm und streicht ihm immer wieder fest über den Kopf.
Körper und Beine des Kätzchens hat es mit einem blauen Tuch umwickelt. Es kann
sich nicht wehren. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite beobachtet die
Mutter die Scene und spielt mit ihrem Smartphone. Es fehlt gewiss nicht an
Publikum des Verständnisses.
Ich würde meine Situation der des Mannes an der Haltestelle
vergleichen. Ich singe, oft mit beschwörender Miene, unverständliche Texte ins
Geschehen. Die Leute führen peinlich oder lustig berührt ihre wichtigen
Gespräche weiter. Es ist die zweitbeste literarische Alternative zur
"Geschäfts"-Beziehung.
Auch habe ich bosnisches Glück: Die Polizei sieht darin
keine Gefahr für die öffentliche Ordnung. In Bayern wäre ich mir heute nicht
mehr so sicher: Der Holzmichl holt sich gerade die Macht von der Toleranz
zurück.
Aber was ist mit den grässlichen Gesängen jener ge-quälten
Exoten unter den Preisträgern und Aspiranten auf noch höhere Weihen, denen
jedes Forum Recht ist, den elterlichen Auftrag auf Erfolg in Gesängen von
besonderer Besonderheit hinaus zu
schreien. Die pein-lich berührte Beachtung des Publikums ist ihnen ge-wiss. Da
ist längst keine Mama mit Smartphone mehr zu sehen. Doch verzweifelt hoffen und
tönen sie weiter. Nur: wo sind die Arme der Bäume Bosniens, wo ist der Friede
eines von weißen Wolken bereisten Himmels?
*
Ein in ein Kopftuch gesperrtes Mädchen, das nicht wagt, den
Mund aufzumachen, so lange Papa beschäftigt ist.
Freiheit der Liebe: die freiere Liebe ist auch die
tole-rantere. Sie ist die Garantie dafür, daß der größeren Selbständigkeit in
der Darstellung ein größerer Umfang an Wertachtung und Distanz entspricht.
*
Neum
Ausflug von Mostar nach Neum Höchstens 84 km. Die
Busgesellschaft setzt 2 Stunden an. Passkontrolle und Zoll am der Grenze zu EU.
Zusätzliche Zeit zum fres-sen. Wie damals Deutschland nach Frankreich. Danke
Hysterie! Für einen Strand von 24 km.... Die Cevapcici beginnen mit dem
Gärungsprozeß. 3 Stunden!
Kein Fahrplan für zurück. Niemand weiß genaues. Die bekannte
Ragusaqualle umschlingt unsere Finanzen. Die Adria ist blau, aber nach dem
Ärger mit Wartezei-ten, mangelnden Fahrplänen - auch im Netz völliges
Desinteresse- und Ahnungslosigkeit der Dienstleister über Abfahrtszeiten der
Busse, kein auf Interesse durchschimmernder Eindruck.
Die Adria als Badezone. Und die Schnorchler, sie schnorcheln
den Schnarch. Von Gewinnerwartung zerschlagene Architektur.
Zurück: Ein alter Frankfurter aus Neum bietet an, uns für
100 BoM zurückzufahren. Er hat 500 Verwandte in FFM. Wir warten im Chaos der
Desnformationen Neums, und tatsächlich fährt uns ein freundlicher
Kleinbusfahrer für 30.-.
Nödausgång...
*
7 Jungs in Mostar
Sieben Jungs 6 bis 8, das Mädchen haben sie gleich anfangs
zur Seite geboxt, springen mit angedeuteten Schlägen und Tritten gegen die
Wartenden durch den Autobusbahnhof in Mostar. Mutter, Vater oder Großel-tern
der Rom-Kinder sind nicht zu sehen. Die Jungs betteln aggressiv um Geld. Ein Apfel
und ein Stück Pizza werden mit verächtlicher Miene angenommen und -
weggeworfen. Der Künstler will Gage, nicht Butterbrot.
Die Reisenden, von denen einige aus dem Ausland kommen, sind
verwirrt über die spezielle Performance, besonders als der kleine Anführer
gegen den Koffer einer allein reisenden jungen Frau tritt. Alle Jungs folgen
den Beispiel und beginnen damit, die Gepäck-stücke der Reisenden zu traktieren.
Roma haben wohl auch hier keine Staatsangehörigkeit. Ein
Polizist oder das Jugendamt tauchen nicht auf. Eine europäische
Staatsangehörigkeit könnte der im Stamm gefangenen Person angemessenen Anspruch
gewähren und dementsprechende Verantwortlichkeit verhängen.
Der gegenwärtige Zustand eines vorpolitischen Lebens ist
nicht Freiheit sondern Vogelfreiheit. Wenn der Sklave sich gegen seine
Befreiung wendet, wenn der Nomade unbeobachtetes Handeln ohne
Verantwort-lichkeit beansprucht, kann
die Republik dennoch ihr Bekenntnis nicht aufgeben.
*
Rechnungen ua in Bosnien
Busfahrten: Kleine Transportverunsicherungen: kostet das
Verstauen von Koffern unter dem Bus nun 1 BoM, zwei oder drei? Quittungen gab
es nicht, einmal Auf-kleber über 2 Euro... Einer sagt plötzlich "Tri"
Marka, der Begleiter gibt auf 5 aber richtig 2 heraus.
Taxi. Der Fahrer sagt 10 Euro. Nach Einigung auf Taximeter
zahlen wir 10 - Mark.
Läßliche Sünden, aber ärgerlich.
Man zahlt in Mark. Tatsächlich die Hälfte unserer Euro -
Preise. Sparkasse und Raiffeisenbank sind die am meisten sichtbaren Banken.
*
Überschwemmung in der Eurotoilette beim Abflug. Wie wenig
Gedanken sich doch die Inneneinrichter der Moderne über die unterschiedlichen
Formen von Kul-turtechniken machen.
*
Und während er die Ablehnung ausdruckt, singt der Robot im
Transitzentrum: "Ich bin doch keine Maschi-ne".
Wenn Du das Spiel mitmachst, vergiss nicht: der Sieger von
heute ist der Loser von morgen.
Klaus Wachowski
17.07.2018
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