25.9.17

Nach der Traumöl-Behandlung



"Kanzlerduell: Willst Du den Betonblock der Koalition zerschlagen, bringe den Haß des übergegangenen Spießers zusammen mit dem Kompetenzteam der Sensationsgier vom Privatsender. Du magst zu schwach zur Übernahme der Macht sein, diesen Fels kriegt Ihr klein.

Na, wie lebt es sich mit dem offenen Haß im Nachbarhaus? Er wienert seine Plempe.

Aber es sind noch nicht mal 15%!

Zieh' ein Drittel ab für die Wutossien vom Marzahn, besoffene Hul-lorcaner, Sumpfcamper und abgedrängte Backfactoristen, ein Drittel für Neonazis, ein Drittel für gescheiterte VIP-Karrieren. Was bleibt dann in der Deutschdisco von der Schinkenstraße? Das Schnauben hat sich Gehör verschafft.

Lebten wir nicht schon immer neben ihnen? Es ist nicht the eye of the tiger, es ist die Gier auf dem Sprung. Im Oderbruch rütteln die Orks an den Gittern.

Aber Deutschland ist anständig geblieben."

Dr. Smirc massiert sich noch etwas Traumöl in die Gelenke, von Don Lubberer am Nebentisch argwöhnisch beobachtet. Das Teelicht im Holofernesbecher flackert schon verdächtig schwach.

Dr. Warnix, Psychagog und Politschnösel vom Feinsten legt seine Abhandlung über das Retrorecht im Würzknoten beiseite und meint:

"Du magst Recht haben, was die Größe der Gefahr betrifft. Aber ist es nicht traurig, daß eine so große Menge das Gemeinwohl so tief unter das Ego eines Stammes stellt und in die Wut eines Hool gerät, wenn man mal einen anderen Menschen als Problem vorführt?"

Im Bällekindergarten hauen die allein gelassenen Intellektuellen einander die Schippe über den Kopf. Der Verlag spendiert eine Runde Pokemonen für den Nietzscheturm. Hätten es Barbies nicht auch getan?

In den Blättern des September scheint das Gegenlicht golden und kühl. Die Stadt ist voller Studenten der hoffnungsvollen Lebenszeit. Gott öffnet die Tür seines Domes und setzt sich auf die Stufe neben den zweifelnden Priester. "Komm, nimm das Weltbild ab vom Menschenbild. Vergiss doch mal Glauben, Wissen, Zweifel, Lust und freu Dich am Noch-mal-gut-gegangen!"

Dann schiebt er den Tag einen kleinen Schritt näher dem letzten zu. In prächtigen Farben zeigt sich das Abendrot.

Klaus Wachowski            25.9.17

14.9.17

Stolpernde Phrasen

Eben aus der Haft entlassen, steckt Joe Denton tief in der Scheiße. Er muss einen Mafiaboss zum Schweigen bringen, sonst fährt er wieder ein.

Wer ist dieser Eugen Drewermann eigentlich? Ein Prophet? Ein Weiser? Ein Sonderling? Man könnte den ehemaligen katholischen Geißler auch einen einfühlsamen Priester in der Gleisweiler Hölle nennen.
Sieben Jahre hat er abgesessen. Im Drogenrausch hatte er korrupte Kollegen gedeckt. Seine Ehe ist kaputt, die Eltern verachten ihn. Und Coakley will ihn so schnell wie möglich - auf der Alm, da gibt’s koa Sünd - einen Dorfpfarrer, der vom Himmel fällt wie vom Erdboden verschluckt, verschwinden.

Man ist überzeugt, dass mehr dahintersteckt als ein Fesselballon. Doch wer tief gräbt, findet jede Menge Dreck, was all diese Expfarrer und Psychoanalytiker auf dem Jubiläum der psychonautischen Gesellschaft zunehmend in Rage bringt.

Es erwartet Sie das Gastro-Team.

Soeben begrüßt man den Psycholyten Dr. Schluck und seine heiligen Schwestern zum Nachtschattensymposium.  Der Drogenboss der Kirschkernbrüder schleudert sein Tantra ins Nirvana, und wie von den Höhen der Alb gefallen schreit eine urielle Lust nach Wiedergeburt.

Zeit, sich in Wolfsseelen einzufühlen. Brav nimmt die Jean-Paul-Gesellschaft Platz im Auditorium der Wagnerianischen Dianetik.
Am Empfang empfiehlt der Textilcoach die Wundersocke "Trump". Rot leuchtet sein Hahnenkamm. Vorbei torkelt ein schlanker Schwanker, Ratgeber weisen den Weg. 

Einer mit Laptop,
Einer mit Totenkopp,
Jackass, der Topf auf dem Deckel.

Ein Aktiver springt auf, geht Kasse.

Karl-Heinz Köpcke kommt als Schnauzbart aus dem Urlaub, eine sich langsam drehende weiße Riesenscheibe, triefend und leuchtend. Alles ist dunkel, verhangen und düster. Die Farbe ist Assoziation: Chris Roberts, dieser Schlagersänger mit Autogrammadresse, vereinigte Heimatbezogenheit mit Roberto Blanco: ab jetzt wurde deutsch gesungen! Ob Klassiker oder Eyecatcher - die Sprache log nicht aus den Rucksäcken im Streetstyle.

Ein Schmarrn für den Kultkommisar. Er stieß  auf furchtbare Geheimnisse. Hehe, der irrsinnige Dorfpolizist!  Samsâra –so sagt das om! Pittoresk zackte sich die Schlagader unter der glanzgebräunten Glatze des Kulturschmocks, der einst ein Bürgerschreck gewesen.

Und erst der Chor! Aus dem Orchester lieferten Hausdirigent Waldschlüpfel und das Standardorchester Klänge zur Tiefenerkundung von Urängsten. Zwangsvorstellungen aus dem Spiegel und der Augsburger Allgemeinen erarbeiteten über Stunden ein Szenenbild der Seltenheit.

Gunilla Zwinster, sonst als sehnige Thailäderin mit nackter Bluse unterwegs, sang die Elisabeth warm, Dicky Knöpperpiet -mal ehrlich mit Sex!- heizte als Wolframbirne: »Frieden sei aller Erscheinung!«
Dies beschrieb genau den Zustand der Wundertüte. Regisseur und Lichtdesigner Skulkanian träumte Titelhelden fad und grau empfundener Welten, wo ewig aufsässige Opportunisten aus allen Wolken fielen.
Vor allem aber gab es keine Liebe.

Krimiempfehlungen entführten in verbrecherische Höhen zu romantischen Mühlen mit mysteriösen Verbrechen. Denn In höher gelegenen Gefilden gedeihen Mord und Totschlag mindestens ebensogut wie im Flachland.

Dankenswerterweise gab es keine der üblichen Venusse im Dauerorgasmus oder verwöhnende, medizinisch - basierte Luxusbehandlungen von ökumenisch verpaßten Kirchentagen. Stattdessen lockte die Liebesgöttin das Grillgenie Dieter Thomas Heck,  während Zeittotschläger von der Schlagerbohle die Jukebox für Görx-Bier verspielten. Halbnackte Amazonen schossen Pfeile elegant ins Auge symbolstarker Sinnlichkeit.

Doch während sich Elisabeth dunkel verströmte, versuchte es der triebgesteilte Tannhäuser in auflaufender Höchstform. Glücklich wurden beide nicht. Seelische Abgründe -sensationell vielgestaltig dirigiert- führten Regie als dirty Discounter. Suchte man nun Gelehrsamkeit oder verlangte man nach letzter Erkenntnis?

Alle anderen aber, angefangen bei Zapfendulds energischem Landschrat über eine zart intonierte Sängertruppe bis hin zum fabelhaft flexibel bockenden Strunck hatten sich in ferngesteuerten Exaltationen eingerichtet. Man lächelte. Einzig Frettchen vom Dunzelbach ahnte, daß dies auch Triebverzicht sein könne. Indessen sich von denen da draußen, die sich Menschen nannten, Schweigen erhob.
So wurden Geist und Sinnlichkeit offenbar.

Aber der Mörser tönte nicht mehr unter den Händen arbeitsfreudiger Mädchen und das Publikum mußte erfahren, daß man nicht immer 17 sein kann. Man fand Frauen tot am Strand, Männer besoffen am Tresen. Flüchtige arbeiteten als brisante Thriller in allen Ecken der Publik. Hollywood spielte Serienkiller mit furiosen Finalen. 

"Einmal, da wirst du 70 sein", prophezeiten Anzüge und quittengelbe Kostüme mit riesenhaften Koteletten. Mikrofonkabel verhedderten sich, junge Frauen zogen in die Hitparade der Blumensträuße ein. Es ging unübersehbar in die geheimsten Abgründe der Menschenseele, wo sonst nur Autoren zur Weinverkostung kommen. Pein und Erlösung spielten auf.

So zeugten Gedankenschleifen Zerfall und Vergänglichkeit. Die Grundidee nervte, doch die Longlist wurde zur Albtraumressource der  Beziehung:

Drogengurus tantrisch gleiten,
Wo Sklavinnen an Liebe leiden.

Die Frage blieb: "Wie erwandere ich mir einen Geologen?"
Rheinhessen bebte.

Steile Klamotten flatterten diesseits und jenseits ins Abseits, waren verliebt in die Liebe, hatten Sonne im Herzen. Indessen andere, unfähig sich der Betäubung des Lebens zu entreißen, nichtige Reden führten. Ein Verhängnis.

Allen war er überlegen. Als Wiedergänger formte er Silbe, Ton und Phrase schön. Dennoch war es nicht also, o Teurer! Dennoch war es nicht also! Chris Roberts ist nicht abgestürzt. Nur: das Backesimperium schlug zurück.

Der Körperkurator brach aus. Eine fett gewordene Säule der Organisation verließ die Atomic Lounge. Als ehrenamtlicher Wolfsberater machte er nun Erfahrungen mit einem Beutegreifer.

Ein Muskel fuhr vorbei.

Wichtig von Vip sparte sich den Boykott Bayreuths, wo ein Musikschaf einen der irrsten Rassisten des Reiches inszenierte. Engel bevölkerten den Horizont.

Gott sagte: "Wie langweilig!"