28.7.17

Plötzlich dichtets aus aller Zeitung

Süddeutsche vom 28.7.17:

Weltfremdling in der Zeitenmühle
Thomas Rosenlöcher

Es klingt eigentlich ganz gut. Gerade das Verzwackte, Vertrackte könnte etwas bedeuten.

Ich denke aber: es ist die naturgemäß - und das Gott sei Dank- mangelnde
Ahnung von Poesie bei Journalisten und Verlagen, welch letztere portierten als Regalfüller vermarkten.

Er saß in Sachsen und schaut' in den Schnee.
Draußen miauten die Schmerzen.
Heut aber tut es nicht mehr weh,
bei Suhrkamp brennen Geburtstagskerzen.

Wohl auch im Garten bei Kleinzschachwitz.

Statt scharfen Schnaps aus J.R.Becher
kipp süßen Wein in Rosenlöcher.

19.7.17

Rhone - Reflex

Bahnhofsunterführung Orange 

Hier werden die letzten Zikaden weggespritzt (Gesetz 13 vom 8. September 1941, Verordnung XII 3a). Ab und zu winkt ein Olivenbaum in Deine Aufmerksamkeit. Aber, gib es zu: Du bist allmählich zu alt für Erholungsurlaub. Vom Alter erholt man sich nicht. Man wiederholt. Mit Steigerung der Angst durch Ängstlichkeit. 

Der Schatten schneidet ins Fleisch der Bäume. Die smarten Phone vibrieren in den neuen Anbieter. Ein Lautfonierer kann sich nun leider doch nicht mit Freddy treffen. Aber Ein - oder Zweibettzimmer in Lyon ist doch egal. Jetzt müssen wir erst mal in die Schweiz. 

Und ist denn gestern nicht doch etwas peinliches passiert, das wir in den Bericht bringen könnten? Und dann kam diese Taube und tatsächlich kam jemand rein und machte Licht an. 
Wenn ich den Song mach, dann können sie mich doch darauf ansprechen!
Allors!
*

Eine Antwort auf Nietzsches dröhnende Wissenschaft fällt mir ein:
Du formst Gott mit Deinen Händen? - So macht man Götter und Götzen.
Aber die erkenntnisphilosophische Frage, um die der Willensgesteuerte sich stets drückt, ist nicht die nach dem Wie. Der Philosoph fragt nach dem Was!
Also: Was aber ist denn das Ich, dieser "Wille zur Macht", das da Deine Hände bewegt, an sich selbst?
(Rückverweisung auf Kant und Schopenhauer)
Einer schreibt: Bei Nietzsche geht es nicht - wie bei Darwin - um Selbsterhaltung, sondern um Macht.
Totschweigen Schopenhauers. Man spürt in jedem kunstvoll daher tänzelnden Text Ns den Haß auf den Lehrer Schopenhauer, der schon alles, und das allerdings richtig gesagt hat.
*

Die Natur führt den Touristen an den Rhone-Strand. Der Tisch wartet auf Baguette und Softdrinks. Da ist Zeit, ein Wort zu wechseln, einen Blick. Sie ist bereitet in einer Welle Wasserschlag.
Auf Reste von Lust deutet ein schlaffes Gummi, einer kritzelt enttäuschte Phantasie in öffentliche Fläche. Und wild bricht aus die schrille Sehnsucht der Zikaden.
Schon bist Du weg im nächsten Höhepunkt der Hoffnung, schon kehrt der Schwalben Schwarm in enger Biegung ein zum Fischzug.

Hinter der Brücke Snacks vom eingefleischten Friedensfreund und ausgebeinte Banner, geschmacklos cross geschäumte Zweifel in der Schale Reis, Schostakowich aus Männerkehlen heiligem Knödelsang. Und aus dem Schatten winkt ein Schwarwälder mit ausgelatschten Barfuß-Weltrekorden.

Im Osten aber blühende Landschaften großmäuliger Versprechen erschufen Immobilien aus der Platte, nun sanden Wüsten bis zum Horizont. 

1.7.2017 Klaus Wachowski