Was heißt es, ein Mensch zu sein und dennoch den Menschen zu hassen?
Wollte das die Evolution?
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Aus Kraft und Schlummer
Was wollen sie, das wir tun sollen?
Aus der Not schwirren Schwärme kruder Gedanken auf, sinken als ideologische Schatten in die Gehirne des Menschengeschlechts‚ vorzüglich im intellektuellen Segment.
Der Wunsch heißt leben und herrschen. Und Liebe wird Haß. Und Ego chillt in Wurstigkeit. In der ViP - Lounge lallen ausgelutschte Hoffnungen nach Ruhm und Herrschaft.
Weil der Mensch sich der heftigsten Zeichen des Hasses weniger schämt als der kleinsten der Liebe –"
(aus "Gesammelte Werke Johann Paul Friedrich Richters alias Jean Paul")
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Vierzehn Tage lang nach Anhören eines schauerlichen Videos eines Haßpredigers konnte ich kein vernünftiges Wort mehr denken, da die Ungeheuerlichkeit der Wortwahl und die Gehässigkeit der Haltung sich auch körperlich auswirkten. Ich verglich es mit den Tiraden der RAF und mußte feststellen, daß auch in diesen Monologen nur eine Gelegenheit gesucht worden war, dem Haß auf Menschen eine wortreiche Grundlage zu geben, keineswegs aber wurde versucht, sich einer Diskussion - und das war 68!- zu stellen. Wie konnte es sein, daß zwei so weit voneinander entfernte Positionen in Ausdruck und Haltung so nah beieinander liegen? Wie konnte es geschehen, daß so viel Breivig aus der Brotherhood of Man quoll?
Idris aus dem Flüchtlingslager Eriba 2 im Tschad meint, wenn ihm die Wirbel wieder zusammengewachsen sind, wollte er nochmal in die Goldmine gehen, um sein Geld für die Überfahrt zu verdienen. Dann könne er dem Mann ja in seinem Vorgarten helfen. Der habe garantiert noch keinen einzigen Löwenzahn aus dem Rasen gezogen. Und wenn er mit dem Schlagbohrer so umgehe wie mit den Worten, dann gnade Allah seiner Gesundheit!
Zufällig ist Dr. Warnix, Psychagog und Orkforscher der Organisation Smirc, im Camp. Er lässt sich -gegen ein Bakshish- darauf ein, eine Sekundenanalyse zu versuchen. Seiner Meinung nach liege hier ein sogenannter letzter Versuch vor der Ewigkeit vor: solche ideologischen Surfer wechselten schon in jungen Jahren die Weltbilder nach den Winden der Macht und merkten zum Ende hin denn doch, daß damit nicht viel tiefere Stapfen im Sand der Ewigkeit zurückblieben als die von beliebigen Knastheiligen. Plötzlich bekämen sie starke religiöse oder philosophische Eingebungen, deren Schlappische ihre Namen vor dem Versinken retten sollten. Es gebe da diesen Wagner, dem es glücklich mit einem musikalischen Schmier gelungen sei. Oder die unverwüstliche Begriffspampe Heidegger. Aber zu lange hätten die sich plötzlich als Prediger erkennenden Demagogen das Wort nur als Waffe benutzt, Wert und Ausdruck sei ihnen nie begegnet. Und jetzt sei es eben zu spät, weiter zu gelangen als in eine Zeitung. Es sei im Sinn der Ewigkeit ja auch - egal. Und sie wälzten sich wie andere in Wellness eben im Wohlsein des Hasses.
Der Haß der Ideologen, Haß des Kindes, dessen Spiel zerstört wurde. Die schlimmsten Sätze der Haßtrommler konnten in einem dadaistischen Friedens - Projekt nicht verwendet werden. Etwas Würze vom Sloterdijk war erforderlich, den Quark hinunter zu bekommen.
Peter Sloterdijk, der Philosoph und Schriftsteller ist einer der einflussreichsten Verschrobenen unserer Zeit. "Die denkende Rakete". Da war Sloterdijk noch links. Es hat ihm wohl nicht ausreichend Applaus, Applaus gebracht. So versucht er es, die gleichgültigen Freunde zu einem Aufschrei zu bringen. Die Houellebecqsche Variante des Narzißmus. Von Weltbild zu Weltbild, um Aufmerksamkeit zu halten. Schon längere Zeit versucht er nun eigene Wellen zu erzeugen.
Mir macht es ein Vergnügen in den barocken Theaterwelten der Einbildung zu wandern und und die ausgestellten Absonderlichkeiten nachzufahren. Ich nutze die Texte aus Philosophie Magazin 5 2016 August/ September
Und schließlich einige scharfe Wendungen auf die Spitze getrieben aus einer Gottesdebatte in Leserbriefen eines kritischen Magazins. Sowie ein Kräutlein Eso.
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Der Frühling erweicht die Herzen von Arm und Reichsbürger. Nur die Ideologen halten dem Frost ein sicheres Plätzchen kalt. Krakehl schaut hinter der Wutecke einer Stammeshöhle hervor, ein Feuerchen Weltanschauung anzuzünden.
Ein Geschichtsknacker der besonderen Art, Guru des Krassismus, einer so genannten "Philosophie" von Hasskappen, nimmt Platz auf dem Wutsofa. Ein großer Vorsitzender, fertiler Experte der Wolfsmehrung aus Absurdistan, versucht es als Prediger, Ein Primus, aus dem der Hass und Hoffnung auf Ewigkeit ins Klassenzimmer starrt.
Die unsrigen seien sittlich, ja: Wesen. Er sei es, der er sei, Umschau und Menschheit, so wirklich. Wirklich! Das Göttliche suche nach Blutsverwandtschaft. Jubler seien Verräter verbreiten. Und das Ich im Nudisten sei Volk des Wir. Aber es gebe einige, Einige! Das bräuchte eine eiskalte Miene.
Hier da: das sei Jugend, Alter und Öl des Gemeinwesens. Und da gelte es, was es wolle. Nein, niemand könne ihm können. Verteidigen sei kein Spaß oder so. Jede strafbare Handlung dürfe lügen und zeugen. Wir aber dürften überhaupt nichts als System da! Bitteschön. Und dann noch der Euro!
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Das Grunch schiebt sich eine Dinkelwalze ein und erklärt in der Charaktermaske eines Oberlehrers vor dem Kongress der larmoyanten Fakisten die sogenannte Kanonen-Erklärung zu 1968 aus Knast und Hirnknast, zum Mißbrauch der Fremdherrschaft und zum Mythos wirkmächtigen sozialen Artefakts: Hippies seien eine Lüge des 68er Humankapitalismus. Bitte schön und ja: immer habe Thomas Bernhard eine Krankheit am Radikalen ausgemacht. Aber dem Grunch verlange nun nach Unterzeichnern und Zeitzeugen, ja nach damaligen 68er Personen, um das mal gegenüber den Nachgeburten klarzustellen. Warum werde denn den Menschen die Fortpflanzung auch noch in einer solchen Weise versüßt? Wir sähen ja bei Insekten und bei zahlreichen anderen Lebewesen, dass es auch ohne jegliche Erregung gehe.
Man hört Freudenschüsse aus der IS-Baracke. Aber der Schalldeckel funktioniert nicht, stößt den Heiligenschein vom Geweih. Außerhalb des Gehirns gebe es keine Person, nur Umwelt.
Die Bewegung sei weder Kommismus noch Kapriolismus, oder Werteschaff, sondern total-elitäre und natioläre Kasteiung. Nach den achtziger Jahren sei dann ein neuer Maschinenbeat aufgekommen, auch mit einer Veränderung des Tanzverhaltens auf dem Dancefloor, begleitet von einem ungeheuren Anschwellen der Lautstärke. Er aber sei anständig und könnten Sie das glauben!
Aber ist Wirklichkeit wirklich? Die Stimme der Wichtigkeit schnarrt, das alles stehe einen Dreck für Partei, Parlament oder rot-grün devote Noten.
Ja und erst recht habe es nichts zu schaffen mit Liebe, Prozeß oder Sufismus der Sinne, bitteschön! Geboren beginne schon das Sterben, ein Zurückgeworfensein stehe bereit wie ein Leidensdruck . Auch jene hätten nie verstanden. Sie glaubten, das Recht gehe von der Person in eine politische Vorstellung, nicht umgekehrt.
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Die 68er Bewegung stehe nicht für Bob Dylan, Pol Pot und Cohmeini und auch nicht für schlechte Musik statt Egerland, Pornographie, Rauschgift, Second Hand und Kapitalverbrechen: Für 68 gebe es jetzt 20%, auch auf Putztruppen: Die Kulturrevolution sei hip und VIP gewesen, nicht Arbeit oder Klassenprimus. In der Bückware Juso und Co gäbe es jetzt bis zu 79% niedrigere Preise.
Artikel 2 fragt: Wieviel sollte Gott denn kosten?
Gott sei Verschwendung in der Welt der Materie. Dieser Schöpfer sei Herbergsvater Jesus und Jude bis zum Kreuz gewesen, egal ob Stalin oder Grunch. Alle Religionen seien gravierende Denkfehler im Ursprungsgott für falsch. Das sei Universum, Energie, Höchstspannung und Hölle, sei unbewältigte Erkenntnis. Jetzt wolle man mal schaun, was gehe in der Perfektion. An erster Stelle stehe nun die Beseitigung von Störungen des Fernsehbildes. Und: "Sag dem, ich kann jetzt nicht!"
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Wenn Gott Welt sei, könnten die Menschen ja machen, was sie wollen! Was da abgelaufen sei, hätte auch ausgehen können. Er habe sich intensiv mit Geburtsblasen und der Existenzweise im Mutterleib beschäftigt, um sich dann stark auf den übenden Leib, der Exzellenzerfahrungen sucht, zu konzentrieren. Aber jetzt wolle er erstmal Alleinsamkeit (er macht die Finger-Apostrophe), und die Fleisch-Stigmasierung ins Kulturgespräch einbringen.
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